3. Schömberg um 1962 – Eine Bestandsaufnahme


Um die Entwicklung Schömbergs bis heute vergleichen zu können soll hier versucht werden eine Bestandsaufnahme der Wirtschaftsstruktur in der damaligen Zeit zu machen:



Luftbild um 1963


Einwohner 1962 ca. 2300

Übernachtungszahlen ca. 840000 (nach dem statistischen LA) das entspricht ca. 2500 ständig anwesender Gäste. Dazu kommen noch eine große Anzahl von Gästen und Übernachtungen in kleinen Kurheimen und Pensionen die von der Statistik nicht erfasst werden. Auch Pensionen und Gasthäuser der Nachbarorte profitieren davon.

Diese Gäste sind untergebracht in den 5 großen Sanatorien: dem Sanatorium Schömberg (S1) dem Schwarzwaldheim, dem Waldsanatorium der Charlottenhöhe (Verein für Volksheilstätten) mit der Arbeitsheilstätte auf dem Bühl und der Dependance in Schwarzenberg und dem 1961 eröffneten- - Sanatorium der Bundebahnversicherung
Sowie in privaten Krankenanstalten (Sanatorien) (Siehe Wirtschaftswunderjahre) Auch Bürgermeister Brenner hat ein Sanatorium.

Daneben gibt es noch ein paar wenige Pensionen und Kurheime wie z. B. das Kindersanatorium.

Schömberg hat den Höhepunkt als Kurort erreicht.
Die Häuser Daheim und Menges haben als erste die Umstellung von TBC Kurheim zum Alters- und Pflegeheim vorgenommen. Ihnen werden noch viele folgen
Für die Versorgung der Bevölkerung und der Gäste gibt es die 4 Bäckereien Rentschler, Adam Burkhardt, Andreas Burkhardt und Keppler die alle noch selber backen, die Metzgereien Haug, Rentschler und Spielberger die noch selber schlachten. Mehrere kleine Lebensmittelgeschäft und den Pfannkuch, der 1961 vom Haus Erlenmaier in die Räume gegenüber der Kirche gezogen ist. Für die Bekleidung sorgen die Modegeschäfte Kappler und Bertsch sowie die Schuhgeschäfte Blaich und Maisenbacher. Es gibt auch noch Schuhmacher für Reparaturen . Des weiteren gab eine Apotheke und eine Drogerie. Es gab 2 Arztpraxen für allgemein Medizin und 2 Zahnarztpraxen. Zusammen eine sehr gute Infrastruktur für diesen immer noch sehr kleinen Ort. Das war natürlich nur möglich durch die vielen ständig anwesenden Kurgäste.

An Einrichtungen der Gemeinde gab es das Rathaus mit Notariat und Polizeistation, die Volksschule mit jetzt 4 Klassen. Der alte Kindergarten in der Nähe der Schule und das Kurhaus. Eine Informationsstelle für Kurgäste und Touristen gab es noch nicht.
Für den ordentlichen Haushalt der Gemeinde 1963 werden 1.222.825 DM vorgesehen
Die Müllabfuhr und Lagerung ist noch Sache der Gemeinde.

Im geistlichen Bereich werden die Schömberger Bürger und Gäste durch die ev. Kirche und die kath. Kirche mit ihren Pfarren versorgt. Dazu kommt noch das Kurpfarramt mit einem eigenen Pfarrer. In diesem Hause ist auch die Gemeindeschwester untergebracht.

Für den allgemeinen Zahlungsverkehr gibt es eine Zweigstelle der Sparkasse Neuenbürg in der Liebenzeller Straße und die Genossenschaftsbank die auch Handel mit landwirtschaftlichen Erzeugnissen und mit Heizöl betreibt.

Der Lohn eines gelernten Gärtners lag 1962 bei der Gemeinde bei 2,60 DM/Std. Die Arbeitszeit lag bei 190 – 200 Std. im Monat. Eine Handwerkerstunde kostete 1960 noch 2,80 DM + 68 % für Geschäftskosten. Mehrwertsteuer gab es noch nicht. Das Briefporto lag bei 20 Pfennig
Man kann für diese Zeit sicher sagen, dass die Gemeinde Schömberg von den Tuberkulosekranken gelebt hat. Das gilt aber nicht unbedingt für den normalen Arbeiter. Dieser suchte - so fern er nicht einen Platz bei den Schömberger Handwerkern fand – eine Stelle in der damals noch gut beschäftigten Gold- und Uhrenindustrie in Pforzheim oder er ging gleich zum Daimler


Quellen:
Gemeinderatsprotokolle,
Zeitungsartikel
Artikel im Bürgerfreund

erstellt im Januar 2020
Wolfgang Obert

Geschichte
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