2. Wirtschaftswunderjahre


Die Zeiten bessern sich und es können weitere wichtige, lang gehegte Projekte umgesetzt werden.

Der Kurpark wird 1951 erweitert. Beim Rathaus wird ein neuer Haupteingang zum Kurpark angelegt und bei der kath. Kirche wird ein Minigolfplatz gebaut. Dorthin zieht auch die Vogelvoliere die bisher im alten Friedhof stand um. Zur Pflege ist auch ein Gärtner notwendig. Die Pachtverträge zur landwirtschaftlichen Nutzung der Kurparkflächen werden aufgehoben.



1951/52 wird die Schule auf den Bühl gebaut. Das Raumangebot bestand aus 3 Klassenzimmern für 8 Klassen. 1 Nebenzimmer für Musik, Handarbeiten usw. Im Untergeschoss befand sich ein Turnraum, 1 Werkraum und die Schulküche für die Haushaltungsschule. Weiter gab es eine Hausmeisterwohnung und Wannenbäder für die Bevölkerung da es noch nicht in jeder Wohnung ein eigenes Bad gab. Es wurde dem Bau der neuen Schule der Vorzug vor dem Bau eines Kurhauses gegeben. Die Schule wurde am 10. 5. 1952 von 106 Schülern bezogen.

Um die Wohnungsnot zu mindern, schenkt die Gemeinde 1953 der Kreisbaugenossenschaft 2 Bauplätze in der Poststraße zum Bau von zwei 6-Familienhäusern.

Und da ist natürlich der Wunsch nach einem Kurhaus, evtl. zusammen mit einem Kino? 1953 wird ein erstes Raumprogramm erstellt. Der zukünftige Standort wird festgelegt. Es wird Kontakt mit Professor Eiermann von der technischen Hochschule Karlsruhe aufgenommen. Zur gleichen Zeit baut Werner Trippe sein Kino (Kurtheater). Diese wird im August 1953 eröffnet.

Da die Gemeinde 1953 wegen niedriger Löhne keine Arbeiter mehr bekommt, beschließt der Gemeinderat den Lohn der Gemeindearbeiter auf 1,20 DM und den der Frauen auf 0,85 DM/ Std. zu erhöhen.

Nach vielem hin und her (siehe „Schömberg 825 Jahre“ Seite 94f) erhalten die Architekten Dr. Krüger und Georg Kappler den endgültigen Auftrag zur Planung des Kurhauses. Architekt Krüger hat auch das Kurhaus in Bad Liebenzell geplant. Das kann man an de sehr ähnlichen Raumaufteilung erkennen. Am 18. Mai 1957 wird das Kurhaus festlich eingeweiht.



Für das Kurhaus ist ein riesiges Veranstaltungsprogramm geplant. Dafür sollen 42.000 DM ausgegeben werden, in der Hoffnung dass 21.000 DM wieder über Eintrittsgelder hereinkommen?
Das wurde aber bald kräftig reduziert. Pächter des Kurhausrestaurants haben von Anfang an nicht lange durchgehalten.

Eine Bushaltestelle in Schömberg wird beim Leipzigerplatz eingerichtet. Dort gibt es auch eine Wartehalle mit Kiosk (betreut vom Frau Wohlgemuth) und eine öffentlicher Toilette. (bis zum Bau des Kreisverkehrs)

1956 wird das Kurpfarrhaus in der Brunnenstraße mit einer Wohnung für die Gemeindeschwester gebaut.

1957 eröffnet die Raiffeisenbank in der Poststraße ihr neues Bankgebäude. Zum Geschäftsbereich der Raiffeisenbank gehört auch der Warenhandel mit Produkten für und von der Landwirtschaft und der Kohlen und Heizölhandel sowie der Betrieb der Milchzentrale in der Talstraße. Diese Milchzentrale besorgt die Verarbeitung der Milch die die Bauern der Umgebung -und derer gab es damals noch viele- anliefern und deren Absatz.

1959 wird eine Hauptzweigstelle der Kreissparkasse Calw eingerichtet. Zuvor gab es ein kleines Büro im Hause von Wilhelm Bäuerle in der Schillerstraße in dem Fritz Maisenbacher die Sparkassenkunden betreute. Im gleichen Hause hatte Wilhelm Bäuerle auch eine AOK-Filiale.

1957 wird die Hausnummerierung die bisher fortlaufend nach dem Erbauungsdatum des Gebäudes war, umgestellt auf die Straßennummerierung. Ausgehend vom Ortszentrum. Rechts die geraden und links die ungeraden Hausnummern.

Die Ansprüche der Kranken aber auch der Kostenträger stiegen und konnten von den kleineren Häusern nicht mehr befriedigt werden.
Um diesen Ansprüchen zu genügen, müssen größere und für die damalige Zeit moderne Häuser gebaut werden. So entstehen Mitte der 50er bis Ende des Jahrzehnts eine große Anzahl privater Sanatorien und Krankenanstalten in der Größe von 50 bis über 100 Betten so z.B.:
Sanatorium Calmette, Sanatorium Schlitz, Sanatorium Fickert, das Parksanatorium, Sanatorium Dr. Stecher, Sanatorium Tanneck, Sanatorium Grüntal, Sanatorium Schwaben, Haus Schillereck, Haus Westfalia, Haus Augusta, Haus Quisiana, Haus Berghof, Haus Blaich, und Haus Rentschler. Dieser Übergang von privaten Kurheimen zu privaten Sanatorien hat auch für die Finanzen der Gemeinde Auswirkung da diese keine Gewerbesteuer zahlen müssen. Hier machen sich auch Lungenfachärzte selbstständig die ja gute Beziehungen zu den Landesversicherungsanstalten haben. Siehe hierzu auch: „Boomjahre nach dem 2. Weltkrieg

Anfang 1957 kauft die Bundesbahnversicherungsanstalt ein 6 ha großes Gelände für 20.000 DM. Sie will dort ein Sanatorium mit 250 Betten und 24 Wohnungen errichten. Die Gemeinde soll mit Leistungen wie Ortsbauplan, Straßenbau und Wasserleitungen in Vorleistung treten.

Robert Öhlschläger will sein Gelände in den Hausäckern verkaufen. Nach einem Bebauungsvorschlag würden 28 Bauplätze entstehen.

Es werden weitere Wohngebiete wie Brunnenäcker und Bereich Calmbacher Str. erschlossen

Ein stetiges Thema ist auch die Tannmühle einem Ortsteil von Schömberg, deren Bewohner aber lieber zu Calmbach gehören wollen.

Durch die steigenden Schülerzahlen – erwartet werden 1961 190 Schüler mit steigender Tendenz - soll eine 4te Lehrstelle eingerichtet werden. Als Lehrzimmer wird der bisherige Sonderraum vorgesehen.

Es sind viele Infrastrukturprojekte der Gemeinde geplant: Verlegung des Müllplatzes ins Eulenbachtal nach der Kläranlage, Eindolung des Eulenbaches, Küchenanbau am Kurhaus, Erweiterung des Friedhofs, Ausbau von Straßen und Gehwegen und auch die Umgehungsstraße ist mal wieder im Gespräch.

Ende 1960 wird darüber diskutiert ob der traditionelle Leichenzug von der Wohnung zum Friedhof weiter durchgeführt werden kann. Problem ist, dass es noch keine Räume auf dem Friedhof für eine würdige Gestaltung der Beerdigung gibt.

Die Einwohnerzahl ist bis Ende 1960 auf ca. 2330 angestiegen und hat sich damit seit 1948 um 1000 erhöht. Die Übernachtungszahlen sind auf fast 800.000 gestiegen. - Der Schuldenstand der Gemeinde beläuft am 1. 4. 1960 auf 991.000 DM

Quellen:
Gemeinderatsprotokolle,
Zeitungsartikel


erstellt im Oktober 2019
Wolfgang Obert

Geschichte
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