Klimaforschung in SchömbergInhaltsverzeichnis: |
Georg Schröder wurde 1870 in Stade geboren. Er studierte Medizin und spezialisierte sich auf die oberen Atemwege. Im Jahre 1899 übernahm er als Leiter und Besitzer die Neue Heil-anstalt für Lungenkranke in Schömberg, die er 43 Jahre lang, bis zu seinem Tode 1942 leitete. Neben der ärztlichen Versorgung seiner Patienten widmete sich Dr. Schröder intensiv der Erforschung der Heilbarkeit der Tuberkulose. Aus dieser Forschertätigkeit ergaben sich im Laufe der Jahre eine Fülle von wissenschaftlichen Schriften. Zu seinem Themenberich gehörte auch immer das Schömberger Klima. Mit diesen Schriften, mit seiner Tätigkeit als Herausgeber und Schrift-leiter bedeutender Schriftenreihen zum Thema Tuberkulose und als Vortragender auf vielen Ärztekongressen, die ihn 1926 bis nach London führten, hat Dr. Schröder den Namen Schömbergs zur damaligen Zeit weltbekannt gemacht. Auf der Leipziger Meterologenkonferenz im Jahre 1872 wurde zum ersten Male von der großen Bedeutung gesprochen, welche die Sonnenstrahlung auf die Gestaltung des Klimas besitzt. Aber erst auf der Insbrucker Meterologentagung im Jahre 1905 lagen hinreichend genaue Methoden zur exakten Messung der Sonnenstrahlungsintensität vor.
Prof. Dr. phil. et
med. h.c. Carl Dorno (1865 - 1942)
Eine der ersten und
wohl bedeutendsten wissenschaftlich geführten
Klimastationen wurde 1907 von Carl
Dorno in Davos eingerichtet. Der 1865 in Königsberg
geborene Dorno war Sohn eine Großkaufmanns. Er studierte
Naturwissenschaft und promovierte in Chemie. Wegen
Erkrankung seiner einzigen Tochter an Tuberkulose übersiedelte
er 1904 nach Davos.
Dorno gilt als Begründer der Strahlungsklimatologie. Die Anwendung seiner Erkenntnisse in der Medizin war ihm ein wichtiges Anliegen. Er ist 1942 in Davos verstorben. Warum erwähne ich Carl Dorno so ausdrücklich? Einmal natürlich wegen Dornos Arbeit im Bereich der Klimatologie, zum anderen aber wegen des Disputs zwischen Georg Schröder und Carl Dorno. 1921 brachte Dr. Schröder zusammen mit Dr. Pyrkosch in der "Zeitschrift für Tuberkulose" (Bd 36) einen Artikel, in der ein Vergleich der Sonnenscheindauer zwischen Davos und Schömberg gemacht wurde, mit der Aussage, dass die Sonnenscheindauer in Schömberg eine Höhere ist. Dem widerspricht Dr. Dorno in einem weiteren Artikel in dieser Zeitschrift vehement. aus Schrift von Schröder/Pyrkosch Dr. Schröder muss in seinen Antikritischen Bemerkungen; zugeben, dass sich Fehler eingeschlichen hatten. Eine Berichtigung wird für die Neuauflage des Handbuchs der Tuberkulose; und im "Führer von Schömberg" angekündigt. Dr. Schröder beschwert sich über den von Dr. Dorno eingereichten, von ihm als polemisch empfundenen Artikel. Unterschiedliche Meinungen der Herren Dorno und Schröder über die Qualität der Sonnenscheindauer zwischen Schömberg und Davos bleiben bestehen. Aus diesem Streit zweier Wissenschaftler über ein sehr spezielles Thema, stammt wahrscheinlich das Gerücht von den Feinden in Davos;. Klar ist natürlich dass es einen Konkurrenzkampf zwischen Davos und Schömberg, vor allem im Bereich der Privatpatienten gab. Gerade die Neue Heilanstalt lebte stark von Privatpatienten. Davos als einer der bedeutendsten Lungenkurorte, mit einer fast 30 Jahre längeren Kurortgeschichte und entsprechend längerer Klimaforschung war der Kurort mit dem sich Schömberg gerne verglichen hat. Wenn in späteren Aufsätzen vom "Deutschen Davos" gesprochen wird, so wohl auch um vom Image dieses Ortes zu profitieren. 1922 bringt Dr. Schröder wie angekündigt "Einen Führer" zu Schömberg heraus. Der Aufsatz zum Thema Klima wird von Prof. Meyer und A. von Müller Stuttgart verfasst. Bei dieser, in Fachschriften geführten Diskussion stand der, von Carl Dorno in Davos wissenschaftlich geführten und gut ausgerüsteten Station die sicher nur begrenzten Möglichkeiten Dr. Schröders gegenüber. Es war also notwendig die Klimaforschung und vor allem die Klimatologie für den nördlichen Schwarzwald auf eine wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen. |
Um die Klimatologie
für den nördlichen Schwarzwald auf eine
wissenschaftlich fundierte Grundlage zu stellen, wurde 1925 auf
Drängen von Dr. Schröder eine wissenschaftlich geführte
lichtklimatische Station in Schömberg errichtet, die in
Zusammenarbeit mit der Landeswetterwarte Stuttgart betrieben
wurde. Erstaunlich aus heutiger Sicht ist, dass unter solchen Arbeitsbedingungen, in solch einem kleinen Häuschen wissenschaftliche Arbeit geleistet wurde. Erklären lässt
sich dies wohl nur mit der Vermutung, dass von der Seite Dr.
Schröder und der Neuen Heilanstalt diese Arbeitsbedingungen
verbessert wurden. Dort, in der Neuen Heilanstalt war wohl auch
das Archiv und die Sammlung von Daten der bisher geleisteten 25
jährigen Arbeit von Dr. Schröder und seine Helfern.
Erster Leiter dieser Station wurde der, auch aus Königsberg stammende, 27 jährige Dr. Wolfgang Busse. Dr. W. Busse im Ruhestand
Bald darauf erscheinen
erste Berichte in den Wissenschaftlichen Publikationen mitdem
Hinweis, dass sie aus der Lichtklimatischen Station Schömberg
kommen. Ein gewollter Werbeeffekt auf dessen Steuerung Dr.
Schröder als Mitherausgeber und zeitweiliger Schriftleiter
der wohl bedeutendsten Forschungssammlung, dem Zentralblatt für
die gesamte Tuberkuloseforschung, einen nicht unwesentlichen
Einfluss hatte. So erschienen 1926 ein ausführlicher Aufsatz in Zentralblatt für TBC gleich auf der ersten Seite unter dem Titel; Die physikalischen und technischen Grundlagen der modernen Röntgenologie 1926 in der Berlin. Klinik der Aufsatz Physik des Klimas 1928 in Strahlentherapie Ultraviolettmessungen im nördlichen Schwarzwald - Vergleich mit Davos 1928 in der Zeitung Bäderkunde Das Strahlungsklima des nördlichen Schwarzwaldes Ein Kollege in St. Blasien aus der Zeit nach dem Kriege skizzierte das Ziel von Dr. Busses Arbeit so: Zumindest das mittelbare Ziel seiner medizin-meterolischen Klimastudien im Schwarzwald war immer, die auf die Gesundheit des Menschen zielenden Fragen beantworten zu können: Warum fördert dieser Klimafaktor ,in diesem geographischen Zusammenhang, das Wohlbefinden des Menschen, warum ruft jener eher ein Mißempfinden hervor? Und wenn für den gesunden Menschen eine Antwort gefunden zu sein schien wie weit mag die gleiche Antwort für den kranken Menschen gelten. Dies ist wohl eine sehr gute Beschreibung über das Ziel der auch in Schömberg geleisteten Forschungsarbeit. |
Der Aufwand für die Lichtklimatische Station -Gehalt des Beobachters und sachliche Kosten- wurden aus Mitteln der Kurverwaltung bestritten. Es gab Zuschüsse in wechselnder Höhe, so z. B. von der Württ. Gesellschaft zur Erforschung des Grenzgebiets zwischen Heil- und Wetterkunde. Diese teilte im Sept. 1930 mit, dass sie für dieses Jahr zu den Kosten der Warte einen Zuschuss von 2100 RM bewillige, unter der Voraussetzung, dass die Warte mindestens noch während der nächsten Jahre weiter bestehe. Aus dieser Bemerkung kann man erkennen, dass der Fortbestand der Station schon nach 5 Jahren in Frage gestellt wurde. In einem Schreiben des Schultheißenamts vom 24. Jan. 1931 wird um Ermäßigung des Aufwands für die lichtklimatische Station oder eine evtl. Aufhebung derselben gebeten. Der Leiter der Landeswetterwarte, Prof. Dr. Kleinschmidt Stgt. rät dringend von einer Schliessung der Station ab und sichert die weitere finanzielle Unterstützung derselben zu. 1932 gelingt es die Finanzierung der Station auf eine neue Basis zu stellen. Die Kurverwaltung hat in Zukunft nur noch einen Aufwand von 800 RM zu tragen. Die übrigen Kosten werden von der Staatskasse getragen. 1928 hat Dr. Busse Schömberg verlassen. Sein Nachfolger wird Dipl. Ing. Obenland Obenlands Gehalt wird auf 100 RM/Monat festgesetzt. Den Aufwand für die Wohnung trägt die Gemeinde, den Aufwand für die Verpflegung teilen sich die Sanatorien. Bald erscheinen auch von ihm wissenschaftliche Aufsätze in der Fachliteratur mit dem Hinweis auf die Lichtklimatische Station Schömberg so erscheint z. B. 1928 in der "Berliner Klinik" ein erster Aufsatz unter dem Titel Ziele und Methoden medizinisch-klimatologischer Forschung. Es folgten. 1931 in der Zeitschrift für Tuberkulose der Aufsatz: Über moderne Klimaforschung 1931 in Strahlentherapie: Ergebnisse mehrjähriger Dauerregistrierung der Abkühlungsgröße 1933 stellen in der "Zeitung für Tuberkulose" Obenland aus Schömberg und Lossnitzer von der Station in St. Blasien streitige Betrachtungen über Heilbedingungen im Mittelgebirgsklima an. 1934 nimmt Obenland Stellung zur Arbeit von W. Mörikofer aus Davos unter dem Titel: Zur Klimatologie der Abkühlungsgröße und in den Jahren 1934 und 1935 erscheinen Aufsätze über Über heilklimatische Untersuchungen im Schwarzwald In den Jahren 1925 - 1935 wurden sehr viele Strahlungsmessungen im Rahmen internationaler Zusammenarbeit durchgeführt. Diese Forschung ging vom Smithsonian Institution in Washington aus, um die Gesamtstrahlung der Sonne auf die Erde und den Reingewinn der Erde an Wärme festzustellen.
(Hinweis: Das Smithsonian Institution ist von der Breite der wissenschaftlichen Forschung her gesehen mit dem Max Blanc Institut zu vergleichen) Am 25. 10 1935 konnte das 10 jährige Bestehen der Lichtklimatischen Station Schömberg gefeiert werden. Dipl. Ing. Obenland referierte in der Fest-Sitzung in der Linde über Klimaforschung in Schömberg. Zuvor gab es eine Führung durch die Station. 1936 verließ Dipl. Ing. Obenland Schömberg und übernahm die Station in Oberstdorf. Diese Station leitete er bis zu seiner Pensionierung. Die Station in Oberstdorf ist heute noch wissen-schaftlich besetzt. |
1936 untersteht die Schömberger Station dem Luftamt Stuttgart und dem Reichsamt für Wetterdienst. Die Station soll zu einer strahlungsklimatischen Beobachtungsstelle ausgebaut werden, wenn die Stelle zweckentsprechend und vor allem ausreichend untergebracht wird und wenn die Sanatorien und die Kurverwaltung sich wie bisher an der Finanzierung des Beobachters beteiligen. Die Erhaltung der Station in einen Kurort für Lungenkranke halten Ärzte und der Gemeinderat von größtem Wert. Es werden aus ihr medizinische und klimatologische Erkenntnisse gewonnen, die den Ruf Schömbergs in die Welt tragen.. Die Station muss, soll sie vom Reich gefördert werden, räumlich erweitert werden. Aus diesen Überlegungen wird noch 1936 mit Johann Schnürle der Kauf eines Grundstückes auf dem Bühl vereinbart. Bald darauf findet in Anwesenheit des Direktors des Reichsamts für Wetterdienst, Prof. Dr. Koch, aus Berlin eine Geländebesichtigung und Besprechung statt. Das Gelände auf dem Bühlhof wird als nicht geeignet bezeichnet, weil die Erforschung auf diesem Platz Ergebnisse zeitigen würde, die den aus der Lage des Orts und der Kuranstalten sich ergebenden heil-klimatischen Faktoren nicht entsprechen würde. Vorgeschlagen wird deshalb, die bestehende Station zu erweitern oder eine neue Station auf dem gleichen Gelände zu erstellen.
Auf der Gemeinderatssitzung an 21. Okt. 1936 wird die Erweiterung der Station nochmals erörtert. Nach dem von Architekt Rest gefertigten Kostenvoranschlag würde der Bau der neuen Station einen Aufwand von ca. 7000 RM verursachen. Es wird die Frage aufgeworfen, ob der Aufwand den Wert und die Bedeutung rechtfertigt, die man der Station beimisst. Die Ärzte legen der Station ein großes Gewicht bei. Sie betrachten die Erhaltung und den Ausbau der Station als für den Kurort lebenswichtig. Dr. Kramer, der die Station seit 1936 leitet, beantwortet auf die an ihn gestellten Fragen in Bezug auf den wissenschaftlichen Wert der Station, ihre Bedeutung für den Kurort und ihre Ausbau- und Verwertungsmöglichkeit auch für andere Zwecke positiv. Die Gemeinderäte sprechen sich am Ende der Diskussion grundsätzlich für den Ausbau der Station aus. Im Jan. 1937 kommt es deshalb zum Kauf des Grundstückes von Zimmermann Fr. Burkhardt. Der Ausbau findet im gleichen Jahr statt. Für den Leiter der Station wird bei Fr. Burkhardt, eine Wohnung angemietet. Dr. Kramer hatte im Haus in der Talstraße eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Dieses Haus brannte 1942 ab. Dr. Kramer war zu dieser Zeit im Feld. Dr. Kramer führt
bis 1941 die Station. Dann wird die wissenschaftliche Forschung
eingestellt. Als ein Ergebnis dieser Forschungsarbeiten der Klimastation in dieser Zeit kann die Prädikatisierung Schömbergs zum Heilklimatischen Kurort1938/39 gesehen werden. |
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